Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt Wahlstedt,
Liebe Follower unserer Social-Media-Kanäle,
im Verlauf des gestrigen Morgens wurden mehrere unserer Kameradinnen und Kameraden auf einen Einsatz von Donnerstagabend angesprochen, aber auch auf verschiedenen Social-Media-Kanälen wird viel über diesen diskutiert. Da es dort zu mehreren Falschaussagen gegen die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Wahlstedt kommt, sehen wir uns gezwungen, diesen Beitrag zu verfassen.
Was war geschehen?
Am frühen Donnerstagabend meldete sich der Besitzer einer Katze bei der Kooperativen Regionalleitstelle West in Elmshorn und berichtete, dass sich seine Katze auf einem Baum in etwa sechs Metern Höhe befände und dort nicht wieder herunter käme.
Die Feuerwehr wurde in diesem Fall von der Rettungsleitstelle nicht alarmiert.
Warum wurde die Feuerwehr nicht alarmiert?
Katzen sind Kletterkünstler und lieben es ihr Revier von einer erhöhten Position aus zu überwachen. Vor allem unerfahrene Abenteurer auf vier Pfoten geraten bei der Jagd nach einem Vogel von Ast zu Ast schnell in allzu luftige Höhen. Katzen kommen zwar besser hinauf als wieder runter, doch in den meisten Fällen wagt die Katze den Abstieg ohne fremde Hilfe. Es empfiehlt sich, Katzen erst einmal 24 bis 48 Stunden Zeit zu geben, um selbst vom Baum oder Dach zu kommen. Erfahrungsgemäß kommen die Katzen spätestens dann herunter, sobald sie Hunger oder Durst haben.
Wichtig: Katzen können mehrere Tage ohne Futter und Wasser überleben!
Wie ging der Einsatz weiter?
Am Donnerstagabend gegen 22:17 Uhr alarmierte die Leitstelle uns mit einem sogenannten Kleinalarm und dem Einsatzstichwort „TH Tier K“ (Technische Hilfeleistung, Tier in Notlage) in ein Wahlstedter Wohngebiet.
Noch vor dem Ausrücken der Einsatzkräfte wurde der Einsatz um 22:20 Uhr durch diese wieder beendet. Der Grund: „Laut Notrufteilnehmer sei die Katze vom Baum gekommen.“
Um 22:39 Uhr ging erneut ein Anruf in der Rettungsleitstelle ein. Die Katze sei nun doch noch bzw. wieder im Baum. Daraufhin wurde der Gemeindewehrführer zur Einsatzstelle alarmiert, um den Sachverhalt vor Ort zu prüfen. An der Einsatzstelle angekommen machte niemand auf sich aufmerksam, im Rahmen der Erkundung durch den Gemeindewehrführer konnte keine Katze im Baum festgestellt werden. Die Einsatzstelle wurde daher ohne weitere Maßnahmen verlassen.
Trotz unserer Erkundung vor Ort müssen wir jetzt leider lesen, dass wir als „Feierwehr“ (Wie wir im Internet später genannt wurden ) nichts unternehmen würden, dass wir Katzen in regelmäßigen Abständen nicht helfen oder wir schlichtweg nicht helfen wollen.
Hier gilt zu beachten, dass wir von 2022 bis heute bisher zu acht erfolgreichen Tierrettungen alarmiert wurden. Des Weiteren wurde extra Spezialausrüstung sowie Rollcontainer für die Tierrettung beschafft, um Tieren in Not adäquat und mit größtmöglicher Sicherheit für alle Beteiligten helfen zu können.
Viele Bürgerinnen und Bürger stellen sich die typische „Katze im Baum“ recht einfach vor.
Die Feuerwehr kommt mit dem großen Auto und langer Leiter, die Retter fahren sie aus, steigen hinauf und legen den Besitzern dann mit einem freudigen Lächeln die schnurrende Katze in die Arme. Dann gibt es noch ein Erinnerungsfoto und ein Leckerchen für die Katze. Und ganz ehrlich, so ziemlich jedes Kinderbuch, in dem eine Katze von einem Baum gerettet werden muss, erzählt diese überromantisierte Version.
Aber wie sieht es in der Wirklichkeit aus?
Unsere ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden befinden sich entweder auf der Arbeit, Zuhause oder sind anderweitig beschäftigt. Im Falle einer Alarmierung fahren die Kräfte zur Feuerwache und besetzen dort die benötigten Fahrzeuge. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass geplante Ausflüge mit der Familie verschoben werden, das Essen kalt wird oder Arbeitgeber*innen einen Verdienstausfall haben, weil Mitarbeiter*innen zum Feuerwehreinsatz fahren. Im letzteren Fall sind dies Kosten, welche durch die Stadt Wahlstedt ausgeglichen werden.
Vor Ort wird die Lage durch den Einsatzleiter erkundet. Befindet sich das Tier nicht in einer wirklichen Not- oder Zwangslage (z.B akute Lebensgefahr, Angriff durch Vögel oder eingeklemmt) sondern kommt nur nicht runter (wie im aktuellen Fall), ist der Einsatz KOSTENPFLICHTIG und muss durch den Besitzer der Katze selbst getragen werden. Dies wurde gestern Morgen in Absprache mit dem Ordnungsamt vom Gemeindewehrführer vor Ort angesprochen, durch die Besitzer wollten die Kosten des Einsatzes aber nicht übernommen werden.
Sollte es nun doch zu einer Rettung kommen, wie geht es weiter?
Nun geht es mit dem 16 Tonnen schweren und ca. 600.000 Euro teuren Hubrettungsfahrzeug zum Einsatzort, welches vorrangig eigentlich dafür da ist, Menschen aus Höhen und Tiefen aus lebensgefährlichen Lagen zu retten.
Hinweis: Wenn das Fahrzeug jedoch gerade darin gebunden ist, eine Katze aus dem Baum zu holen, dann verzögert sich diese vorrangige Aufgabe durch Rück- und Wiederaufbau des Fahrzeugs im Zweifel um mehrere lebensentscheidende Minuten!
Weiterhin rückt ebenfalls ein Löschgruppenfahrzeug mit tragbaren Leitern aus, sollte der Einsatz der Drehleiter nicht möglich sein. Im aktuellen Fall wäre der Einsatz der Drehleiter nicht möglich gewesen, da der Boden zu weich war um die Last des Einsatzfahrzeuges zu tragen.
Vor Ort würde dann alles aufgebaut werden, viele fremde Personen stünden um den Baum herum, was für die Katze eine Ausnahmesituation darstellt. Die logische Reaktion der Katze: Sie klettert weiter nach oben! Natürlich kommen wir mit tragbaren Leitern meist näher an die Katze heran, als mit dem Drehleiterkorb, dies ist für die Einsatzkräfte allerdings eine gefährliche und wackelige Angelegenheit. Diese stehen schließlich ungesichert in einigen Metern Höhe und versuchen eine ihnen fremde Katze einzufangen.
Auch bei Katzen gibt es dann verschiedene Charaktere: die einen verhalten sich ruhig und lassen sich direkt greifen, während andere vor Angst vor den Feuerwehrleuten aggressiv werden kann und hierbei sowohl sich, als auch die Retter schwer verletzen können.
Also was tun, wenn die Katze im Baum ist?
Ruhe bewahren und abwarten!
Sorgen Sie dafür, dass um den Baum herum möglichst keine fremden Menschen oder gar Tiere sind, die die Katze ängstigen oder ablenken. Wenn Ihre eigene Katze in luftiger Höhe festsitzt, rufen Sie sie. Strahlen Sie Ruhe und Zuversicht aus, denn wenn Sie in Hektik verfallen, überträgt sich dies auf Ihre Katze.
Vielen Katzen hilft es, ihr Zögern zu überwinden, wenn eine vertraute Person sie lockt.
Sollte sich ein Tier doch in einer wirklichen Not- oder Zwangslage befinden, kann jederzeit der Notruf über die 112 kontaktiert werden.
Wie wir später telefonisch erfahren haben, kam die Katze aus dem aktuellen Fall ohne fremde Hilfe im Laufe des Freitagmittags vom Baum herunter.
Foto: Erfolgreiche Katzenrettung mit der Drehleiter in einem Wahlstedter Wohngebiet am 23.02.2023